2. German Shogi Festival
Anlässlich des Besuches der Spitzenprofispieler Akira Watanabe (9 Dan) und Akihito Hirose (8 Dan) in Deutschland fand am
2. und 3. Mai 2015 in Ludwigshafen das 2. German Shogi Festival mit einem offenen internationalen
Turnier und einem Nachmitag mit den Meistern statt.
Teil 2: Die Begegnung mit den Meistern
Am Sonntag Nachmittag um 14 Uhr war es so weit. Die mit Spannung erwarteten Topprofis Akira Watanabe und Akihito Hirose
wurden durch Frank Rövekamp in einen Seminarraum geführt, wo sie unter tosendem Applaus empfangen wurden. Bei einer
kurzen Begrüßung verriet uns Hirose 8. Dan, dass er zum ersten Mal in Europa sei. Watanabe 9. Dan freute sich auf den Nachmittag,
auch wenn die Zeit etwas knapp bemessen war und wünschte allen viel Spaß. Danach ging es gleich in medias res: die beiden
Profis stellten die Figuren auf, die Schülerin Lina aus Karlsruhe durfte für Watanabe das Furigoma (Auslosen) durchführen.
Es waren mehr unbeförderte Bauern oben, damit durfte Watanabe Sente ("Schwarz") spielen.
Als die Profis sich verbeugten und das Spiel begann, waren auch die bis dahin etwas unruhigen jungen Schüler plötzlich mucksmäuschenstill. Das
Spiel wurde auch auf eine Leinwand projiziert, so dass auch die Zuschauer in der letzten Reihe das Spiel mitverfolgen konnten.
Die beiden Profis spielten ihre Spezialitäten: Watanabe Ibisha (Static Rook) und Hirose Furibisha (Ranging Rook). Bei
der kurzen Bedenkzeit von 10 Minuten kamen sie bald ins Byoyomi, die 30 Sekunden pro Zug wurden aber sehr gut ausgenutzt.
Die Meister berichteten nach der Veranstaltung, dass trotz aller bemühten Stille öfters ein leises, aber deutliches
staunendes "Ah" oder "Oh" zu vernehmen war, als die Schachuhren ohne Hektik in letzter Sekunde gedrückt wurden. Nach 83
Zügen musste jedoch Hirose aufgeben, da er in wenigen Zügen schachmatt war. Anschließend kommentierten die
beiden die so eben gespielte Partie an der Tafel. Wer mehr über diese Partie erfahren möchte: Dennis Schneider aus Ludwigshafen
hat in Youtube ein Video darüber eingestellt.
(Fotos:M. Iijima-Rövekamp, M. Pfaff)
Nach einer Pause von etwa 15 Minuten, in der sich unsere japanischen Gäste zurückgezogen haben, um für ein Interview zur
Verfügung zu stehen, begannen die Simultanspiele. Da Watanabe-Sensei und Hirose-Sensei bereit waren, gegen jeweils acht Gegnern
zu spielen statt gegen vier, wie ursprünglich von den Organisatoren geplant, konnten in der verbliebenen Zeit doch sehr viel
mehr Spieler an den Lehrpartien teilnehmen. Die Handicaps reichten von Turmvorgabe bei den Dan-Spielern bis zu 6er-Vorgabe (ohne Turm,
Läufer, den beiden Springer und Lanzen) bei den Kindern. Einige bevorzugen ein Gleichauf-Spiel, da sie dort einen höheren
Übungswert darin sehen, wenn sie wie gewohnt spielen können. Auch das ist erlaubt, man muss aber davon ausgehen, dass man
die Partie auf jeden Fall verliert. So oder so war es eine besondere Erfahrung für alle Teilnehmer.
Zum Abschluss gab es noch für die vier besten Spieler des Turnier Sonderpreise von den Meistern: Kaligraphien und Fächer.
Auch unsere Ehrengäste bekamen von Shogi Deutschland ein kleines Andenken: da die zwei Profispieler begeisterte Fußballfans
sind, bekamen sie jeweils ein original Weltmeistertrikot, der Journalist Herr Ōkawa, der bei dieser Europareise auch als
Manager fungierte, bekam eine Flasche in Ludwigshafen gebrannten Korn geschenkt. Für die Kinder und Jugendlichen gab es auch
noch eine kleine Überraschung: Shogi-Radiergummis für alle. Mit großem Gekreische stürzten sich die jüngeren Schüler auf die
Radiergummis, um einen Radiergummi mit ihrer Lieblingsfigur zu ergattern.
Vier Stunden waren im Nu vorbei. Es war eine große Ehre, dass wir solche Topspieler zu Besuch hatten. Auch den Profis hat es offenbar gut gefallen bei uns.
Watanabe-Sensei schrieb einen kurzen Kommentar in seinem Blog:"Gestern hatte ich mit Herrn Hirose ein Demonstrationsspiel und Lehrpartien. Es hat mich gefreut,
dass die Grundschüler (Anmerkung: In Japan geht die Grundschule bis zur 6. Klasse) vor Ort ganz ordentlich spielen können."
Hirose-Sensei postete in
Facebook: Das Shogievent in Europa verlief ohne Zwischenfälle. Wir hatten zwar nur wenig Zeit, aber
das Demonstrationsspiel und die Lehrpartien haben sehr viel Spaß gemacht! Bei dem Simultanspiel mit 8 Partien saßen bei mir nur
ausländische Spieler gegenüber. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich und vielleicht müssen wir daran arbeiten, dass
ein Zeitalter kommt, in der so etwas ganz selbstverständlich ist." Das hoffen wir auch.
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